„Mutig zu sein wird oft mit Glück belohnt“ – Interview mit Unterwasserfotograf Tobias Friedrich

Folge: 8

Tobias Friedrich ist von Hause aus Anwendungsentwickler. Schon als Kind faszinierten ihn aber die Geschichten von Jaques Costeau und das Leben unter Wasser. Als er vor einigen Jahren schwer erkrankte, verschoben sich aber seine Prioritäten. Nach dem Heilungsprozess bewies er seinen Mut zum Glück und wurde zum hauptberuflichen Unterwasserfotograf. Die ganze Geschichte hörst du in Folge 8.

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Überblick Interview mit Tobias Friedrich

Mittlerweile gehört Tobias zu den weltweit am häufigsten ausgezeichneten Unterwasserfotografen. Er begleitet viele Expeditionen und Touren rund um die Welt.

Tobias wurde mir von der Apnoetaucherin Anna von Boetticher als Interviewgast empfohlen. Sie war in der zweiten Folge von „Mehr Mut zum Glück“ zu Gast und hat mit ihm u.a. ein Fotoshooting in der Antarktis gemacht.

Im Gespräch sprechen wir über den Weg von Tobias vom IT’ler zum Unterwasserfotografen, seine schwere Erkrankung und welche Schlüsse er daraus gezogen hat. Außerdem geht es darum, wie er als Selbstständiger mit der Corona-Pandemie umgegangen ist, wenn Reisen nur noch eingeschränkt möglich ist.

Shownotes

Zusammenfassung des Interviews mit Tobias Friedrich

Du bist hauptberuflich Unterwasserfotograf. Was kann ich mir denn darunter vorstellen und wie verdienst Du damit Geld?

Ich bin bei der Unterwasserfotografie sehr breit aufgestellt und habe verschiedene Einkommensquellen, was, glaube ich, sehr wichtig ist, um gut davon leben zu können. Die meisten Magazine, auch Tageszeitungen wie die FAZ, können nicht so viel Geld zahlen, bringen aber gute Bekanntheit. Hier arbeite ich beispielsweise mit Tauchsport-Magazinen, Welt-der-Wunder usw. zusammen.

Lukrativere Aufträge sind beispielsweise Werbeproduktionen (z.B. Uhren), Videoproduktionen für Naturfilme und Workshops, in denen ich mein Wissen an angehende Unterwasserfotografen weitergebe.

Du bist dann wahrscheinlich die meiste Zeit des Jahres auf Reisen für weltweite Aufträge, oder?

Ja, 2019 war ich vielleicht 5 Nächte zuhause. Mittlerweile versuche ich das so zu handhaben, dass ich nicht mehr als 6 bis 7 Monate unterwegs bin, was natürlich auch schon viel ist.

Wie kann ich mir denn so einen Job vorstellen? Wahrscheinlich ist jeder Job komplett anders.

Für Reportagen in Tauch-Magazinen läuft es folgendermaßen ab: Im Vorfeld wird abgeklärt zu welchem Gebiet oder Objekt ich eine Reportage erstellen soll (z.B. ein Schiffriff). Dann reise ich dort hin und mache meine Aufnahmen. Im Anschluss schreibe ich in der Regel auch die Geschichte dazu.

Ich reise meistens alleine. Für größere (Werbe-)Produktionen ist auch das Budget für ein kleines Team da, beispielsweise für einen Agenten, der den ein oder anderen Auftrag von mir produziert und Leute die mir helfen abends alle Daten der Aufnahmen sichert.

Wo kommt Deine Leidenschaft für das Tauchen her?

Ich war schon als Kind von Unterwasserwelt fasziniert. Als Teenager hat das etwas nachgelassen. Beim Zivildienst beim Roten Kreuz Rettungsdienst habe ich dann die Chance ergriffen, einen Tauchschein zu machen.

Ursprünglich hast Du aber eine ganz andere Berufsausbildung. Was hast Du denn gelernt?

Genau, eine Ausbildung zum Anwendungsentwickler. Ich habe dann auch einige Jahre in dem Bereich als Projektmanager gearbeitet. Der Beruf hat mir auch Spaß gemacht und ich konnte mir meine Tauchreisen finanzieren. Ich habe aber schon damals gespürt, dass da nochmal irgendwann eine Änderung kommt.

Bei Dir wurde dann 2013 eine schwere Krankheit diagnostiziert, die Dein Leben völlig auf den Kopf gestellt hat. Wie wurde denn festgestellt, dass etwas nicht stimmt?

2013 hat mein Hals-Nasen-Ohren-Arzt einen Tumor in der Nasennebenhöhle entdeckt, als eine Nasennebenhöhlen-Entzündung trotz Antibiotika einfach nicht abklingen wollte. Ich war damals kurz davor mich als Unterwasserfotograf selbstständig zu machen.

So eine Diagnose zieht einem den Boden unter den Füßen weg. Woraus hast Du damals Kraft und positive Gedanken gezogen?

Ich habe es damals einigermaßen gelassen genommen (wenn man das so sagen kann). Denn ich hatte damals mit 33 das Gefühl, dass ich mein Leben bis dahin sehr gut ausgekostet hatte.

Ich war schon immer der Optimist und habe auch erkannt, dass es nichts bringt über die Situation zu lamentieren. Während der Therapie gab es auch besonders schöne Momente mit meiner Familie und Freunden, die so unter den Alltagszwängen nicht entstanden wären.

Die Therapie war dann zum Glück erfolgreich und Du konntest dann wieder in Deinen alten Job zurückkehren. Mit dem konntest Du Dich jedoch gar nicht mehr identifizieren. Wie war das damals und welche Konsequenzen hast Du gezogen?

Nach einer erfolgreichen Krebs-Therapie sagt man, dass es bis zu 5 Jahren dauert, bis die Wahrscheinlichkeit nochmal Krebs zu bekommen so gering ist wie vorher. Nicht zu wissen wie viel Zeit mir möglicherweise noch blieb, hat mich dazu gebracht wirklich das zu tun, was ich tun möchte. Mein Job kam mir auf einmal wie eine riesen Zeitverschwendung vor.

Tobias Friedrich Wrack Muräne
Wracktauchen mit Muräne Bild: Tobias Friedrich

Du bist dann in die Selbstständigkeit gegangen. Wie kam es zur Idee als Unterwasserfotograf zu arbeiten?

Ich hatte schon während des Jobs parallel als Unterwasserfotograf gearbeitet.

Gab es einen Moment, wo Du gemerkt hast: „Ja, ich habe es geschafft und kann von meinem Traumjob leben“?

Das war eher schleichend. Aber es hat mich natürlich sehr gefreut zu sehen, dass ich finanziell auf einem guten Weg bin und immer bessere Aufträge auch reinkommen.

Ich habe schon das Gefühl meinen Traumjob gefunden zu haben. Ich würde aber auch niemals ausschließen, dass es mir irgendwann keinen Spaß mehr macht. Ich finde es wichtig wirklich zufrieden mit dem zu sein was man tut.

2018 hast Du auch einen Preis als „Unterwasserfotograf des Jahres“ erhalten. Das war mit Sicherheit eine schöne Bestätigung, oder?

Absolut! Das hat mich immer bestätigt und auch Mut gegeben, weil ich schon vor dem Start in die Selbstständigkeit einige Preise gewonnen hatte.

Tobias Friedrich Unterwasserfotograf
Tobias Friedrich vor dem Tauchgang mit seinem Equipment. Bild: Tobias Friedrich

Durch Corona konntest Du Deinen Job über Monate nicht ausfüllen. Wie hast Du Dich umgestellt, um doch Geld zu verdienen?

Das Schlimmste war die Ungewissheit. Ich habe dann die Corona-Soforthilfe bekommen und konnte Dinge anpacken, die ich vorher nicht angepackt hatte.

Vor allem habe ich mich in das Programm Adobe Lightroom, ein Foto-Bearbeitungsprogramm, eingearbeitet. Dort habe ich vereinfacht gesagt Filter (Pre-Sets) speziell für die Unterwasserfotografie entwickelt und diese auch recht erfolgreich über meine Webseite in einem Online-Shop verkauft.

Das Marketing lief vor allem über meine Bekanntheit in der Tauchszene. Ich habe einen Instagram-Kanal, eine Facebook-Seite und einen Newsletter, in dem zum Beispiel ehemalige Workshop-Teilnehmer angemeldet sind.

Ansonsten habe ich meine Webseite überarbeitet, Online-Workshops gegeben und war bei Podcasts zu Gast. Auch über Lizenzverkäufe kam etwas rein, in dem Magazine mich gefragt haben, ob sie wieder Bilder haben können.

Gab es einen Moment, wo Du gezweifelt hast, dass Du monetär über die Runden kommst?

Klar, aber ich wusste auch dass es immer eine Lösung gibt, und sei es ein Kredit aufzunehmen. Meiner Erfahrung nach lassen sich vor allem monetäre Probleme immer irgendwie lösen.

Wie denkst Du heute über die Krankheit, die Dein Leben und Dich persönlich stark verändert hat?

Ich mache mir erst Gedanken über Probleme, wenn sie da sind. Bis dahin blende ich es aus und lasse mich nicht von möglichen schlechten Ergebnissen leiten.

Bist Du glücklich mit den Entscheidungen, die Du seit 2015 getroffen hast oder denkst Du manchmal darüber nach, was gewesen wäre, wenn Du im Job geblieben wärst?

Ich bin absolut glücklich. Wenn man wirklich gut über eine Entscheidung nachdenkt, gibt es meiner Meinung nach keine falschen Entscheidungen. Denn man entscheidet immer mit dem besten Gewissen und Wissen was man in diesem Moment hatte.

Welche Zukunftsziele hast Du für die kommenden Jahre?

Ich will eigentlich momentan nicht so viel planen, eben weil es recht ungewiss ist. Ich weiß aber, dass wenn die Reise-Bedingungen wieder lockerer werden, es von alleine wieder besser laufen wird.

Tobias Friedrich Unterwasserfotograf Mantarochen
Bunte Unterwasserwelten: Mantarochen. Bild: Tobias Friedrich

Bilder: Tobias Friedrich

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Nico Rose Interview Artikelbild
Dr. Nico Rose ist Psychologe und Metaller aus Leidenschaft. Er machte bei Bertelsmann Karriere, lehrte ab 2019 als Professor für Wirtschaftspsychologie und ist seit Februar als Autor, Coach, Speaker und Sinnput-Geber selbstständig. Neben der Karriere lebt Nico seine Leidenschaft für Heavy Metal aus. Mitte Juni veröffentlichte er das Buch „Hard, Heavy und Happy“, das sich mit Heavy Metal und der Kunst des guten Lebens beschäftigt. Aus dem Stand wurde das Buch zum Spiegel-Bestseller. Im Interview erklärt Nico, wie er auf die Idee kam, warum es ein psychologisches Buch ist und was Glück mit Heavy Metal zu tun hat.