“Die Chancen im Leben kommen auf unterschiedlichen Wegen” – Waterwoman und Apnoe-Taucherin Anna von Boetticher im Interview

Folge: 2

Im Premieren-Interview von “Mehr Mut zum Glück” habe ich die Apnoetaucherin Anna von Boetticher zu Gast. Sie hat im letzten Jahr das Buch “In die Tiefe: Wie ich meine Grenzen suchte und Chancen fand” veröffentlicht, das mich beim Lesen nachhaltig beeindruckt hat. Darin geht es in erster Linie um persönliche Entwicklung, die Anna wie kaum eine Zweite vermitteln kann. Wir sprechen im Podcast über ihren etwas anderen Lebenslauf, genutzte Chancen und positive Denkmuster, die einem nachhaltig weiterhelfen.

Inhalt

Podcast auf allen Plattformen

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Überblick Interview mit Anna von Boetticher

Als ich vor einigen Wochen einen Gastartikel beim Blog Wissenswelle veröffentlichte, stolperte ich über ein Podcastinterview mit Anna von Boetticher. Das klang interessant und ich hörte mal rein. Schon nach wenigen Minuten war ich so angefixt, dass ich mir sofort das Buch der Apnoe Taucherin kaufte. Auch das konnte ich kaum aus der Hand legen.

Schon nach den den ersten Kapiteln wusste ich, dass ich Anna auch interviewen möchte, weil sie perfekt in meinen neuen Podcast passt. Glücklicherweise sagte sie auch gleich zu. Das Ergebnis spricht für sich und ich hoffe, dass Du genau so viel Spaß beim Hören hattest wie ich beim Führen des Gesprächs hatte.

Anna von Boetticher: Erfolge im Apnoetauchen

Anna von Boetticher Portrait
Anna von Boetticher vor dem Apnoe Tauchen

Anna von Boetticher wurde in München geboren, studierte Theaterwissenschaften sowie Kunstgeschichte und entschied sich dann aber für das Apnoe Tauchen. In dieser Disziplin taucht sie ohne Hilfsmaterial und hält Minuten die Luft an. Mit viel Training und einer Ausbildung wurde sie Deutschlands erfolgreichste Apnoetaucherin.

Mittlerweile unterstützt Kampfschwimmer und Minentaucher der Marine, ist Buchautorin, hatte einen Buchladen und hält Vorträge in der Wirtschaft. Seit vielen Jahren ist sie von der Tiefe des Meeres fasziniert. Die Freitaucherin taucht ohne Sauerstoff in der Antarktis, den Azoren oder Scharm el Scheich und beherrscht sechs von acht Apnoe-Disziplinen.

Diese Tauchdiszplin ist gefährlich und es besteht immer die Gefahr, ohnmächtig zu werden. Anna von Boetticher schafft es mit einem Atemzug 6 Minuten unter Wasser zu bleiben und 81 Meter tief Richtung Meeresgrund zu tauchen.

Waterwoman: Apnoe-Tauchen trotz Widerständen

Sie hat 34 deutsche Rekorde aufgestellt im Apnoe-Tauchen sowie einen Weltrekord und tauchte 125 Meter in die Tiefe. Und das mit einem Studium der Theaterwissenschaften, Komparatistik und Spanisch, einer zu kleinen Lunge und einer Autoimmunerkrankung.

2022 kam die sehenswerte Doku “Waterwoman” mit Anna von Boetticher im NDR ins Fernsehen. In dieser vierteiligen Dokumentation besucht sie Regionen, die vom Wasser geprägt sind – spektakuläre Unterwasseraufnahmen inklusive.

Lass dich von Anna inspirieren, nicht gleich die eigenen Träume aufzugeben, wenn etwas nicht passt. Luft anhalten, ein Blick nach links und rechts über den Tellerrand und etwas mehr Mut zum Glück kann manchmal extrem hilfreich sein.

Bei “Mehr Mut zum Glück” ist die erfolgreichste deutsche Apnoetaucherin in einem ausführlichen Interview zu hören.

Shownotes Anna von Boetticher

In die Tiefe: Wie ich meine Grenzen suchte und Chancen fand
95 Bewertungen

Zusammenfassung des Interviews

Du bist schon lange eine der erfolgreichsten Apnoe Taucherinnen mit insgesamt 33 deutschen Rekorden. Magst Du kurz erläutern, was das ist und was Dich daran so fasziniert?

  • Die Besonderheit beim Apnoetauchen ist es nicht zu atmen, also so lange die Luft anzuhalten wie möglich. Dann erreicht man auf lange Sicht von 30 Meter bis 100 Meter langsam immer mehr.
  • Besonders spannend finde ich das Apnoetauchen in die Tiefe, mit Flossen oder ohne, oder wenn man sich mit Gewichten nach unten ziehen lässt.
  • Apnoetauchen ist für mich eine absolute Leidenschaft geworden und bewegt mich dazu mich mit den Fähigkeiten und „Grenzen“ meines Körpers auseinanderzusetzen. Allerdings lebe ich nicht von dem Sport.

Beim Apnoetauchen musst Du in Sekundenschnelle Entscheidungen treffen und gezielt Lösungen finden. Hier geht es bei jedem Tauchgang um Leben oder Tod. Inwiefern hat das auch Dein alltägliches Leben beeinflusst?

  • Wenn man vernünftig gesichert ist, ist es schon ein sicherer Sport. Es ist eben wichtig seine Grenzen richtig einzuschätzen, was ja auch ein Teil der Sicherung ist. Bei so Extremsportarten wie Apnoe-Tauchen ist es wichtig seine Grenzen richtig einzuschätzen
  • Es gibt immer wieder Momente, bei denen ich beim Tauchen an Probleme stoße. Hier ist es besonders wichtig mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Man hat immer das Bedürfnis zu atmen.
  • In diesen Situation habe ich gelernt mich mit der Lösung des Problems zu beschäftigen und nicht mit der Angst. Oder anders gesagt ich beschäftige mich mit dem was zu tun ist und nicht mit der Emotion.
  • Diese Verhaltensweise überträgt sich auf mein ganzes Leben und macht mich in vielen Alltagssituationen stärker.

Als Apnoetaucherin arbeitest Du bei jedem Tauchgang mit anderen Menschen zusammen, vertraust Ihnen sogar Dein Leben an. Kann man da ein Gespür für andere Menschen entwickeln, das einem im Alltag weiterhilft?

  • Beim Apnoetauchen sichert man sich gegenseitig, ähnlich wie beim Klettern. Man muss lernen anderen Menschen auch wirklich zu vertrauen und Kontrolle abzugeben.
  • Gleichzeitig lerne ich auch zu sagen, wenn es nicht passt. Die „Chemie“ im Wasser muss für mich passen. Ich kann beispielsweise nicht gut damit umgehen, wenn der Tauchpartner zu exakt ist und Zeiten ganz genau einhalten möchte. 
  • Das ist einfach nicht meine Art zu tauchen und passt nicht zu mir. Das sind durchaus Leute, die ich gerne mag, aber mit denen ich nicht gut zusammen trainieren kann.
Anna von Boetticher Tauchgang
Anna und der Barracuda Luda

Im vergangenen Jahr hast Du dein erstes Buch veröffentlicht. Es trägt den sehr treffenden Titel „In die Tiefe: Wie ich meine Grenzen suchte und Chancen fand“. Warum hast Du denn überhaupt Deine Grenzen gesucht?

  • Grenzen hört sich immer so hart an. Ich war schon immer neugierig und frage mich immer wieder aufs Neue: „was kann ich denn wohl alles?“ Ich liebe es Neues zu ausprobieren und zu meistern – so wird mir nie langweilig!

Dein Körper hat Dir aber schon relativ früh Grenzen aufgezeigt. Du hast eine Autoimmunerkrankung, die Dir zu schaffen gemacht hat.

Außerdem ist Deine Lunge ziemlich klein. Das sind keine guten Voraussetzungen zum Freitauchen. Trotzdem hast Du Dich davon nicht abhalten lassen, weiterhin zu tauchen. Warum?

  • Ich beschäftige mich nicht mit den Einschränkungen, sondern mit dem was mich neugierig macht und mich fasziniert. Für mich in meinem Rahmen, mit meinen Möglichkeiten und Einschränkungen. Und dann ist auch egal was das für Einschränkungen sind, weil ich eben so weit komme, wie ich eben komme.
  • Wir erklären uns immer warum wir etwas nicht können. Aber den ersten Schritt können wir immer tun. Es gibt Millionen Lösungen.

Im Buch schreibst Du auch, dass Du weder als Kind noch heute nicht immer mutig warst und immer wieder Angst vor diversen Sachen hattest wie zum Beispiel den Führerschein zu machen. Nach dem Lesen des Buchs war ich aber absolut beeindruckt von Deinem Mut nicht aufzugeben und auch dem unbändigen Willen stetig etwas Neues zu lernen. Warum ist Dir das so wichtig?

  • Schon als Kind hatte ich immer eine wahnsinnige Neugierde für die Welt (trotz meiner Angst).
  • In der Welt gibt es so viele neue Dinge zu entdecken, im Kleinen wie im Großen. So wird mir nie langweilig!
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Ausbildung bei der Bundeswehr

Mittlerweile unterstützt du hauptberuflich u. a. Kampfschwimmer und Minentaucher bei der Bundeswehr dabei, ohne Geräte zu tauchen. Ist das eine der Chancen, die Du durch das Freitauchen gefunden hast? Wie kann ich mir Deine Arbeit da vorstellen?

  • Absolut, das war einer dieser Chancen. Das Wichtigste was ich den Profi-Tauchern vermittle, ist es, in Extremsituationen nicht seinen spontanen Impulse zu folgen, also Kampf oder Flucht und stattdessen ruhig zu bleiben. Dafür gibt es Apnoeübungen, die ich mit den Tauchern mache. 
  • Das war eine große Herausforderung, weil es dazu kein Handbuch gibt und das noch niemand vorher in der Form gemacht hat. Das habe ich als große Chance gesehen und auch wahrgenommen.

Seit 2015 arbeitest Du für die Bundeswehr und hältst parallel interessante Vorträge in der Wirtschaft und Wissenschaft. Was können Deine Zuhörer von Dir lernen? 

  • Es gibt keine festen Vorträge. Ich gebe den Kunden immer die Möglichkeit etwas Passendes zu wählen.
  • Es geht aber immer um die Themen mentale Stärke, Mut, Bewältigen von schwierigen Situationen, Zusammenarbeit im Team, Einschätzung „Wer ist der richtige Team-Partner?“ usw.
  • Mein Tipp an die Zuhörer ist immer: Wann warst du das letzte Mal ein totaler Anfänger? Das ist ein sehr wertvoller Zustand, weil man nur dazulernen kann. Es erweitert den Horizont und macht Freude.
  • Die Kontakte sind durch die Wettkämpfe rund ums Apnoetauchen entstanden. Apnoetauchen erweckt eine große Aufmerksamkeit bei den Medien und so kamen sie auch auf mich zu. 
  • Der Kontakt zur Bundeswehr hat sich folgendermaßen ergeben: Bei der Wassersportmesse in Düsseldorf  habe ich als Moderatorin in der Taucher-Halle andere Taucher interviewt. Dort habe ich dann auch Taucher der Bundeswehr auf der Bühne gehabt und so ist das Projekt mit ihnen entstanden.
Anna von Boetticher Apnoetauchen Tauchgang
Ab in die dunkle Tiefe

Ein weiteres Zitat von Dir aus “In die Tiefe” lautet: „Wenn man mit viel Begeisterung etwas Neues lernt, trifft man dabei mit großer Wahrscheinlichkeit auf Menschen, die einem unerwartet weiterhelfen können.“

Ich stelle bei vielen Menschen ab 30 fest, dass das Bedürfnis etwas Neues zu lernen stetig abnimmt und man dadurch auch keine neuen Menschen kennenlernt. Wie triggere ich mich am besten an, um mich auch mit 30, 40 oder 50 noch weiterzuentwickeln und auch neue Leute kennenzulernen, von denen ich lernen kann?

  • Man sollte sich die Neugierde auf das Leben bewahren. Das können ganz kleine Sachen sein, auch wenn man viel beschäftigt ist.
  • Mir hilft dabei Inspirationen aus Büchern (von außergewöhnlichen Personen) und mich nicht aus dem auszuruhen was ich eh schon alles kann.

Welche Ziele möchtest Du in Zukunft noch erreichen?

  • Ich möchte unbedingt in Sibirien unterm Eis tauchen.
  • Ich möchte ein zweites Buch schreiben.
  • Ich möchte eine Dokumentarfilm-Reihe  zum Thema „Was Wasser für uns bedeutet“ drehen. Dabei soll es aber nicht um idyllische Tauchgänge in bunten Riffen gehen sondern um „weniger romantisches“ Tauchen wie in der Antarktis oder in verschütteten Unterwasser-Minen. Das ist alles ein Teil von uns und diesem Planeten, auch wenn es weit weg scheint und das will ich den Menschen nahebringen. Das Drehbuch ist schon in der Entstehung.
In die Tiefe: Wie ich meine Grenzen suchte und Chancen fand
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Portrait: Anna von Boetticher

Tauchbilder: Daan Verhoeven, Andrea Zuccari

“Mutig zu sein wird oft mit Glück belohnt” – Interview mit Unterwasserfotograf Tobias Friedrich

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4 Antworten

  1. Ich bin schwer begeistert von deinem neuen Podcastformat!
    Von Anna von Boetticher hatte ich vorher schon gehört und finde es sehr krass was sie macht. Ihr Mindset und die Strategien sind einfach bemerkenswert. Ich persönlich habe mir mehrere Punkte mitgenommen – allen voran sich nicht an den Limitierungen zu messen, sondern an dem, was man kann und die Variation der Herangehensweise an gewisse Dinge.
    Mehr davon! 😉

    LG
    Anna von Finanzmedicus

    1. Liebe Anna,

      herzlichen Dank für das tolle Feedback. Freut mich sehr, dass Du einiges mitnehmen konntest. Ich habe aus dem Gespräch mit Anna und ihrem Buch auch einiges mitgenommen.

      Die kommenden Gäste sind aber wieder komplett anders und das macht diese Interviews tatsächlich so spannend. 🙂

      Viele Grüße
      Daniel

  2. Schöner Podcast – klasse Premiere!

    Sehr sympathische und in ihren Aussagen klare Interviewpartnerin… ich fand es außerordentlich spannend und interessant.

    Man merkt auch die Fortschritte bei Deiner Interviewführung über die letzten Jahre – alles aus einem Guss, sinnvolle und spannende Nachfragen und auch gute Auswahl bei den Begriffen im Word Shuffle.

    Weiter so!

  3. Lieber Daniel,

    ich höre schon lange Podcasts, den Finanzrocker höre ich seit etwas mehr als einem Jahr. Die vielen verschiedenen Ansichten, die du mit deinen Interviewgästen aufzeigst, finde ich sehr spannend. Diese vielen verschiedenen Ideen anzuhören erweitert meinen Horizont und lässt mich oft meine eigenen finanziellen Strategien hinterfragen, die ich spätestens seit dem Einstieg in den Beruf vor etwa sieben Jahren verfolge. Das ist gut, denn mit der Zeit schleichen sich doch Dinge ein, die zur Gewohnheit wurden – was nicht heißt, dass sie gut sind.

    Neben finanziellen Themen interessieren mich ungemein andere Lebenswege und Ansichten. Ich muss diese Wege nicht immer gut finden oder für mich passend. Jedoch erweitert auch dies meinen Horizont und zeigt mir, was alles möglich ist. Es hilft mir auch aus meiner Blase zu kommen, in die man durch den eigenen Lebensweg und den Beruf gezogen wird.

    Mein Lebensweg sah anfänglich sehr “üblich” aus. Je älter man wird, desto mehr unerwartete Dinge passieren. Man muss lernen damit umzugehen. Ich wurde in den letzten Jahren privat negativ und auch positiv aus der Bahn geworfen. Meine Frau ist Chinesin. Sie hat einen Hund in die Beziheung gerbacht und ich ebenso. Ich habe früher nie gedacht, dass ich mal einen Hund haben würde. Ich habe nie gedacht, dass ich über meinen Hund meine jetzige Frau kennenlernen würde. Ich hatte mit der chinesischen Kultur und Sprache nie groß etwas am Hut. Nun lerne ich selbst Chinesisch und wir denken darüber nach irgendwann für ein paar Jahre in China zu leben. Wer weiß schon, was danach passiert.

    Ich fand deine Mixtapes daher schon immer interessant und freue mich, dass du diesen eine eigene Platform gibst. Ich hoffe, dass sie ein Erfolg werden, wie der Finanzrocker Podcast.

    Viele Grüße,
    Sebastian

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Heiko Kolz hat in seinem Leben schon viele unterschiedliche Berufe ausgeübt. Nach dem Start bei der Bundeswehr machte er eine Lehre im Handwerk. Sechs Jahre lang arbeitete er als Dachdecker, bevor er sein Abitur nachmachte und ein Studium absolvierte. Als Wirtschaftsberater machte er sich selbstständig. Mittlerweile beschäftigt sich Heiko als Geschäftsführer eines Co-Working-Space tagtäglich mit der Frage “Wie wollen wir heute leben, lernen und arbeiten”. Seine ganze Geschichte erzählt er bei “Mehr Mut zum Glück”.