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Hier findest du “Mehr Mut zum Glück” auf allen Plattformen zum Download
Überblick Interview mit Nicolas Kreutter
Als im Frühjahr 2020 plötzlich alle geplanten Reisen auf unbestimmte Zeit verschoben werden mussten, spürte ich ein starkes Fernweh. Die eigenen vier Wände begannen schnell, sich immer enger anzufühlen. Um diesem Gefühl zu begegnen, griff ich zu Reisebüchern, die mich zumindest gedanklich in andere Länder entführten.
Gleichzeitig wuchs der Wunsch, mit den Autorinnen und Autoren dieser Bücher ins Gespräch zu kommen. Mich interessierten ihre Geschichten – ihre Wege, Erfahrungen und Perspektiven. Aus dieser Idee entstand „Mehr Mut zum Glück“. Heute feiert der Podcast seinen fünften Geburtstag.
Einige Bücher und Gespräche aus der Anfangszeit sind mir bis heute sehr präsent – so intensiv, als hätte ich die Interviews erst gestern geführt. Besonders erinnere ich mich an das allererste Gespräch mit Waterwoman Anna von Bötticher, das bis heute die meistgehörte Folge des Podcasts ist.
Auch Folge 4 mit Surfer und Berufsschullehrer Andreas Brendt über seine abenteuerlichen Reisen blieb mir im Gedächtnis. In Folge 5 sprach ich mit Ilse DeLange über ihre Karriere in der Country-Musik – ein Thema, das mich spätestens seit meinem USA-Aufenthalt 2021/2022 auch persönlich begeistert. Oder das Interview mit Stefan Fay in Folge 6, der mit dem Motorrad von Deutschland nach Australien reiste – all diese Begegnungen fanden im Mai und Juni 2020 statt und sind nach wie vor lebendig für mich.
In Folge 3 war Uwe von Grafenstein mein Gast – ehemaliger Fernsehproduzent, Zauberer und heute erfolgreicher Unternehmer. Über ihn entstand eine weitere spannende Vernetzung: Nicolas Kreutter, der den Podcast „Einfach aussteigen“ betreibt. Als er im März verkündete, einen neuen Meilenstein bei den Podcast-Downloads erreicht zu haben, kamen wir ins Gespräch – und daraus wurde ein neues Interview für „Mehr Mut zum Glück“.
Im Interview erzählt Nicolas von seiner Kindheit in der Schweiz, den ersten Schritten als Radiomoderator in Berlin, seinem Wechsel zum Fernsehen und schließlich dem großen Sprung nach Irland. Offen berichtet er über Herausforderungen und Erfolge, gibt Einblicke hinter die Kulissen seines Podcasts und teilt Geschichten von besonderen Gästen. Zum Abschluss spricht er über seine Zukunftspläne und macht Mut, die Komfortzone zu verlassen und neue Wege einzuschlagen.
Shownotes
- Mehr über Nicolas Kreutter erfahren
- Zum Podcast „Einfach aussteigen“
- Zum Guesthouse von Nicolas
- Zum Instagram-Kanal von Nicolas
Zusammenfassung des Interviews mit Nicolas Kreutter
Meine Leitung geht heute zum allerersten Mal nach Irland zu Nikolas Kreuter. Er ist vor drei Jahren von Berlin nach Irland ausgewandert betreibt passenderweise den erfolgreichen Podcast Einfach Aussteigen und arbeitet als Formatentwickler Kreativberater und Produzent. An den Themen könnt ihr schon erkennen, dass wir sehr viele Themen heute haben, über die wir sprechen wollen.
Danke für die Einladung. Ich freue mich sehr, hier zu sein.
Mich freut es auch, denn du bist auch ein besonderer Gast denn mit dieser Folge feiert der Podcast den fünften Geburtstag. Was bedeutet dir denn persönlich Glück?
Glück ist für mich oft eine Momentaufnahme. Ich empfinde Glück meistens in kurzen Momenten. Es hält nicht sehr lange an. Ich empfinde es meistens, wenn ich draußen in der Natur bin oder mit meiner Familie, mit meinem Sohn unterwegs. Dann empfinde ich Glück. Es ist aber, wie gesagt, eher so ein flüchtiges Gefühl.
Du bist in einem kleinen Dorf in der Schweiz aufgewachsen und bist dann später nach Deutschland gegangen. Welche prägenden Erinnerungen hast du denn jetzt noch an deine Kindheit in der Schweiz?
Das Lustige ist, dass ich mich komischerweise an viele Dinge aus meiner Kindheit gar nicht mehr erinnere, obwohl ich eigentlich eine sehr schöne Kindheit hatte, sehr idyllisch eben in der Schweiz auf dem Land aufgewachsen. Ich sehe das oft an Fotos, da weiß ich manchmal nicht, ob die Erinnerung nur daherkommt, weil ich das Foto kenne oder ob ich sie wirklich noch als Erlebnis im Kopf abgespeichert habe. Was für mich aber in der Schweiz sehr prägend war, ist, dass es ein kleines Land ist, nicht nur von der Größe her, sondern teilweise auch in den Köpfen der Menschen alles etwas kleiner ist und man eher guckt, was machen die links, was machen die rechts. Das hat mich früher gestört.
Ich hatte diesen Freiheitsdrang und wollte raus. Ich habe eine Ausbildung bei einer Logistikfirma gemacht, weil ich immer ins Ausland wollte. Mein bester Freund damals hat das auch gemacht und war 20 Jahre in verschiedenen Ländern unterwegs. Hätte ich nicht den Weg im Radio eingeschlagen, wäre ich bestimmt auch so in verschiedene Länder gereist und hätte dort gearbeitet.
Hattest du damals schon den Wunsch oder das Verlangen, wirklich ins Ausland zu gehen?
Ja, ich weiß nicht genau, woher das kommt. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass ich nicht komplett hundertprozentiger Schweizer bin, mein Vater ist Franzose. Dadurch hatten wir immer Familie in Frankreich und so eine andere Kultur in Verbindung. Mich hat es einfach gereizt, neue Länder und Menschen kennenzulernen und mich anzupassen. Ich hatte keine Hemmschwelle oder Angst vor Veränderung, sondern habe sie gesucht. Für mich war das Ausland immer faszinierend, weil es etwas ganz anderes war als das zu Hause.
Hattest du als Kind schon eine Vorstellung davon, was du später beruflich machen möchtest?
Ich wollte relativ früh Radiomoderator werden, ab elf oder zwölf Jahren etwa. Klar wollte man vorher mal Polizist werden oder so wie aus den TV-Serien bekannt. Aber relativ früh war klar: Ich möchte unbedingt zum Radio. In der Schweiz gab es damals nicht viele Möglichkeiten im Bereich Journalismus. Ein Volontariat ging nicht wegen meines Alters, also musste ich eine Ausbildung machen. Ich habe dann eine Ausbildung bei einer Logistikfirma gemacht, um ins Ausland gehen zu können. Parallel habe ich am Wochenende beim Radio moderiert.
Wann hast du dann den Wunsch verspürt nach Berlin zu gehen?
Das war Anfang 20. Die Schweiz ist ein kleines Land mit wenigen Radiosendern aufgrund der Dialekte – es gab nur zwei oder drei Sender für mich und ich war bereits bei allen tätig oder hätte höchstens noch einen gehabt. In Deutschland kannst du Hochdeutsch sprechen und von Hamburg bis Stuttgart arbeiten. Das gibt es in der Schweiz nicht wegen der Dialekte. Berlin als größter Radiomarkt Europas mit ungefähr 30 Radiosendern war deshalb sehr spannend für mich wegen der Konkurrenz und der Qualität. Ein Freund hat mich dann nach Berlin gebracht.
Wie hast du die Umstellung vom Leben in der Schweiz hin zum Großstadtleben in Berlin erlebt?
Es sind nur ungefähr 1000 Kilometer Luftlinie, aber es trennt Welten. Vom Dorf mit 4000 Leuten in eine Stadt mit drei bis vier Millionen Einwohnern zu kommen – das ist ein großer Unterschied. Die Sprache ist zwar Deutsch, aber mit viel Berliner Dialekt und das Tempo ist viel schneller. Die Arbeitswelt ist viel hektischer. Anfänglich konnte ich bei Redaktionskonferenzen kaum folgen wegen des schnellen Austauschs. Auch das Tempo im Alltag war viel höher; wer langsam ging wurde von anderen regelrecht überrannt. Dazu kamen lange Arbeitstage von zwölf Stunden an sechs Tagen die Woche und ich kannte niemanden.
Wie lange hat diese Umstellung gedauert für dich?
Sehr lange. Ich habe 18 Jahre in Berlin gelebt und es war eine Hassliebe. Nach zwei Jahren wollte ich fast wieder zurück, weil es so anstrengend war – vor allem wegen des Jobs bei einem kleinen Sender auf Platz 25, der unbedingt aufsteigen wollte. Nach fünf Jahren waren wir auf Platz zwei – ein großer Erfolg – aber nach acht Jahren war ich ausgebrannt. Erst nach fünf Jahren habe ich auch privat Wurzeln gefunden mit einer Wohnung und einer Beziehung.
Wie war die Aufbruchstimmung damals in Berlin?
Es war eine großartige Zeit mit günstigen Mieten und viel Entwicklung in der Stadt. Als ich kam, kostete die Miete 350 Euro, was für Schweizer Verhältnisse sehr günstig war. Ich habe oft für wenig Geld Mittag gegessen und viel erlebt mit Reisen und großen Events – trotz der Anstrengungen war es inspirierend.
Was hast du nach dem Burnout gemacht?
Ich bin zum Fernsehen gewechselt und habe dort nochmal von vorne angefangen als Volontär. Nach einer Kündigung während Corona habe ich entschieden, dass ich so nicht weiter machen will. Das Karriereprinzip funktioniert nur bis zu einem gewissen Punkt; irgendwann bist du wieder zwei Stufen drunter nach einem Wechsel des Chefs. Die vielen Titel oder ein eigener Parkplatz bedeuten mir nichts mehr.
2022 bist du erneut ausgewandert – diesmal nach Irland. Wie kamst du auf Irland?
Das war ein längerer Prozess. Nach meiner Kündigung waren wir auf der Suche nach einer neuen Herausforderung außerhalb des Jobs und wollten ins Ausland gehen. Aufgrund meiner französischen Wurzeln hätte ich Frankreich bevorzugt, aber meine Frau mag die Franzosen nicht und spricht kein Französisch. Also schauten wir uns englischsprachige Länder an und entdeckten Irland zufällig bei einer Recherche abends. Wir reisten mehrfach hin – auch getrennt –, um das Land unabhängig voneinander zu erleben.
War die Umstellung ähnlich groß wie damals von der Schweiz nach Berlin?
Die deutsche und schweizerische Kultur sind sich ähnlich; Irland ist ganz anders – eine Insel doppelt so groß wie die Schweiz mit halber Einwohnerzahl und viel dünner besiedelt außerhalb der Städte. Die Natur ist ursprünglicher und die irische Kultur spürbar stärker als hierzulande.
War das Ausgebranntsein der Grund für den Start deines Podcasts „Einfach Aussteigen“?
Ja, parallel zur Auswanderung wollte ich andere inspirieren und Kontakte knüpfen mit Leuten, die schon ausgewandert sind. Viele haben mich damals gefragt, wie es ist an einem neuen Ort anzukommen – besonders im Medienbereich gab es wenig Austausch dazu.
Gibt es Geschichten oder Gäste aus dem Podcast, die dir besonders nachhaltig im Gedächtnis geblieben sind?
Viele! Besonders beeindruckend sind Menschen mit großen privaten Veränderungen wie ein Ingenieur aus Berlin, der Trucker in Kanada wurde; ein Vertriebsdirektor aus NRW, der Olivenbauer in Sizilien wurde; oder ein Radiokollege, der mit 50 ein Segelboot kaufte und um die Welt segelt. Auch emotionale Geschichten wie eine Familie aus Schweden bleiben haften.
Warum glaubst du beschäftigt das Thema Veränderung gerade so viele Menschen in Deutschland?
Wir haben heute den Luxus Zeit und Geld, uns darüber Gedanken zu machen. Das Thema geht über Auswandern hinaus – es geht um Lebenswege und Veränderungen allgemein. Soziale Medien und Podcasts zeigen Beispiele anderer Menschen und geben Mut und Zugehörigkeit.
Wie schwierig ist Integration im Ausland?
Integration ist nie automatisch einfach. Menschen sind oft skeptisch gegenüber Neuankömmlingen; sie fragen sich: „Was will der hier?“ Man muss offen sein, auf Leute zugehen und freundlich sein – dann klappt es meist besser.
Wie ist die Situation in Irland hinsichtlich Zuwanderung und Wohnraum?
Dublin hat eine Housing-Crisis durch zu wenig Wohnraum und steigende Preise wegen großer Tech-Firmen mit vielen Mitarbeitern. Junge Iren verlassen das Land oft wegen unbezahlbarer Mieten – ein Problem für Irland trotz hoher Steuereinnahmen.
Du wohnst eher ländlich im Südosten Irlands?
Ja, wir haben uns bewusst fürs Landleben entschieden weg von der Großstadt Dublin. Hier gibt es viel Natur, große Grundstücke mit Schafen und Wildtieren vor der Haustür – genau das, was wir gesucht haben.
Wie hast du deinen Berufseinstieg dort gestaltet?
Ich habe mich selbstständig gemacht und arbeite hauptsächlich am Podcast sowie remote als Formatentwickler für deutsche Produktionsfirmen. Mein Arbeitspensum ist viel geringer als früher; ich arbeite etwa vier Stunden am Tag.
Wie erlebst du die Entwicklung der Podcast-Szene?
Die Podcast-Szene wächst weiter positiv trotz mehr Konkurrenz. Mein Thema Auswandern hat wenig Wettbewerb und bleibt spannend für viele Hörer.
Fühlst du dich manchmal isoliert auf dem Land?
Nein, Inselkoller habe ich nicht; manchmal brauche ich Abwechslung und fahre dann nach Dublin oder verreise kurz zum Skifahren oder Ähnlichem.
Planst du langfristig in Irland zu bleiben?
Wir haben hier Wurzeln geschlagen mit Hauskauf vor zwei Jahren, aber ich kann mir nicht vorstellen hier alt zu werden auf dem Land. Ich habe die Regel: „Ich gehe nie zurück.“ Mal sehen wohin es noch geht.
Wirst du den Podcast so lange machen wie jetzt oder irgendwann etwas Neues starten?
Solange es Spaß macht und Relevanz hat, werde ich weitermachen. Es gibt immer wieder Phasen des Zweifelns, aber Rückmeldungen von Hörern motivieren mich weiterzumachen.
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