„Trotz vieler Herausforderungen habe ich Erfüllung und Dankbarkeit gefunden“ – Interview mit Carolin Oder

Folge: 64

Carolin Oder teilt ihre persönliche Geschichte von Schicksalsschlägen und wie sie trotz vieler Herausforderungen Lebensfreude und Dankbarkeit bewahrt hat. Sie gibt praktische Impulse, um auch in Krisenzeiten neuen Mut zu finden.

Inhalt

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Überblick Interview mit Carolin Oder

Heute habe ich ein ganz besonderes Interview für Euch, das von Mut, Hoffnung und der Kraft handelt, selbst in dunklen Zeiten Lebensfreude zu finden. In meiner Arbeit durfte ich in den letzten Jahren viele bemerkenswerte Menschen kennenlernen, die trotz großer Herausforderungen ihren eigenen Weg gegangen sind und dabei Inspiration und Stärke ausgestrahlt haben. Ganz besonders beeindruckt hat mich damals Sabine Lahme in Folge 42, die sich von ihren zahlreichen Rückschlägen nicht entmutigen lassen hat. Wenn Du diese Folge noch nicht kennst, dann hör unbedingt rein. 

In dieser Folge geht es in eine ähnliche Richtung, nämlich um das Thema Krisenbewältigung und wie man es schafft, auch schwere Schicksalsschläge nicht nur zu überstehen, sondern daraus neue Lebenskraft zu schöpfen. 

Mein Gast heute ist Carolin Oder – Autorin, Lebensbegleiterin und Expertin darin, Wege aus der Krise zu finden. Carolin teilt mit uns ihre ganz persönliche Geschichte: Von der Diagnose eines Hirntumors über die Erfahrungen als Mutter eines chronisch kranken Kindes bis hin zu ihrem eigens entwickelten „Genauso-Prinzip“, das ihr geholfen hat, wieder ins Leben und zur inneren Erfüllung zurückzufinden.

Wir sprechen darüber, wie man trotz Belastungen und Rückschlägen Hoffnung bewahren kann, was genau das Caregiver-Syndrom bedeutet und welche Strategien Carolin empfiehlt, um gesunde Balance und Lebensfreude in herausfordernden Situationen zu bewahren. Darüber hinaus gibt sie Einblicke in ihre interkulturellen Erfahrungen zwischen Deutschland, den USA und der Schweiz und erzählt, wie diese ihren Blick aufs Leben geprägt haben.

Shownotes Carolin Oder

Zusammenfassung des Interviews

Wie kommt es denn, dass du in der Schweiz lebst?

Ich stamme ursprünglich aus Süddeutschland und bin nach einigen Jahren in den USA gemeinsam mit meinem Mann und unserem Sohn in die Schweiz gezogen. Uns war wichtig, in Europa zu bleiben und gleichzeitig nicht direkt zurück in die Heimat zu gehen. Die Schweiz lag nahe, bot eine gute Lebensqualität und die Möglichkeit, den Großeltern trotzdem nicht zu fern zu sein.

Und du fühlst dich wohl in der Schweiz?

Ich fühle mich sehr wohl. Die Schweizer sind im Beziehungsmanagement eher zurückhaltend, aber authentisch und vertrauensvoll, was ich schätze. Ich habe hier keine schlechten Erfahrungen gemacht und empfinde den Umgang im Geschäftsleben als angenehmer als in Deutschland.

Lebensweg und Krisenbewältigung

Was bedeutet Glück für dich persönlich?

Für mich ist Glück, im Moment zu leben und Dankbarkeit zu empfinden für das, was gerade ist. Es geht darum, Sorgen um die Vergangenheit und Ängste vor der Zukunft loszulassen. Früher war mein Ziel, einfach glücklich zu sein, heute suche ich aber eher nach Erfüllung im Leben – also Momente, in denen ich Raum und Zeit vergesse und völlig in dem aufgehe, was ich tue.

Gab es da so einen Knackpunkt, dass du jetzt auch in deinem Job Erfüllung gefunden hast? Warum war das vorher nicht der Fall?

Bevor ich Mutter wurde, war ich im internationalen Vertrieb und leitenden Positionen tätig. Dann kamen die Selbstständigkeit als interkulturelle Trainerin und schließlich durch die Krankheit meines Sohnes zahlreiche Krisen. Lange Zeit hatte ich nicht die Kraft und Möglichkeit, meine eigene berufliche Erfüllung zu leben. Erst nachdem ich mich mit meinen Bedürfnissen auseinandergesetzt habe, wurde mir klar, dass ich jahrelang eine wesentliche Säule meines Lebens – das, was mich persönlich stärkt und erfüllt – vernachlässigt habe.

Wie würdest du dich denn heute selbst beschreiben, abseits von klassischen Rollen?

Ich sehe mich als laut, bunt, direkt, extrovertiert, schlagfertig und kommunikativ. Gleichzeitig bin ich sehr empathisch, emotional und auch manchmal dickköpfig, wenn ich etwas wirklich möchte.

Schicksalsschläge und Bewältigungsstrategien

Gab es denn in deinem Leben einen Moment, der dich zu deinem Buchtitel „Plötzlich Krise, was jetzt?“ inspiriert hat?

Es gab nicht nur einen einzelnen Moment, sondern viele Schicksalsschläge in den vergangenen 20 Jahren – vor allem durch die Erkrankung meines Sohnes. Immer wieder stand ich an dem Punkt, wo ich mir dachte: „Und jetzt, wie geht es weiter?“ Diese Erfahrung hat mich zu meinem Titel und meinem Buch gebracht.

Wie bist du mit deiner eigenen Hirntumordiagnose umgegangen?

Als mein Vater gestorben war, kam kurz darauf meine eigene Hirntumordiagnose. Ich hatte die Trauer nicht verarbeitet, sondern einfach weitergemacht. Die Diagnose hat mich gebremst und dazu gebracht, innezuhalten und zu hinterfragen, was wirklich wichtig ist. Die Angst, nur noch sechs Monate zu leben, hat tiefe Spuren hinterlassen. Nach Klärung war der Tumor zum Glück gutartig und konnte mit Bestrahlung behandelt werden. Diese Zeit war für mich das stärkste Trauma meines Lebens.

Wann war bei dir der Zeitpunkt, an dem du wieder leben und arbeiten wolltest?

Nach der Diagnose war mein Mann für seinen Master in den USA. Ich habe mich entschieden, meine Stelle zu kündigen und mit ihm nach Oregon zu ziehen. Dort habe ich meine Ausbildung als Trainerin begonnen und nach der Rückkehr meine Firma aufgebaut.

Familienleben mit chronisch krankem Kind

Was hat dein Sohn genau?

Mein Sohn hat das Lois-Dietz-Syndrom, eine sehr seltene genetische Bindegewebserkrankung, die sämtliche Körperteile betrifft – von den Knochen bis zu den Gefäßen. Die Diagnose kam erst nach vielen Jahren. Er musste sich bereits mehr als 20 Operationen unterziehen und hat starke körperliche Einschränkungen, ist aber geistig absolut fit.

Was hat dir in dieser erneuten Krise Kraft gegeben, alles durchzustehen?

Am meisten Kraft gibt mir meine Beziehung zu meinem Mann und das gemeinsame Bewältigen der Krisen. Wir haben unsere eigenen unbewussten Muster und das sogenannte „Genauso-Prinzip“ entwickelt, das uns hilft, mit schwierigen Situationen umzugehen.

Auswandern und Rückkehr nach Europa

Gab es einen speziellen Grund, warum ihr wieder nach Europa wolltet?

Wir wollten irgendwann ein Haus kaufen und haben festgestellt, dass das in San Francisco viel zu teuer wäre. Letztendlich war Zürich ähnlich teuer, aber andere Aspekte wie das Gesundheitssystem und die Nähe zu den Großeltern waren entscheidend für unseren Umzug.

Wie war die Berufssituation während der Zeit in den USA und der Schweiz?

Mein Mann hat als Unternehmensberater gearbeitet und konnte in eine andere Niederlassung wechseln. Wir haben die Herausforderungen größtenteils allein gemeistert. Die Selbstständigkeit war in der Schweiz aber erst später möglich, nachdem die größten medizinischen Herausforderungen bewältigt waren.

Das „Genauso-Prinzip“

Wie bist du auf die Idee gekommen, aus deinem Krisenwissen ein Prinzip zu machen?

Viele haben mich gefragt: „Wie schaffst du das nur alles?“ Erst hatte ich keine Antwort, dann habe ich begonnen, meine Erfahrungen systematisch zu reflektieren. Daraus entstand das „Genauso-Prinzip“, ein Akronym aus sieben Wegen zur Krisenbewältigung, das auf meinen eigenen Erlebnissen basiert.

Was macht das „Genauso-Prinzip“ besonders anschaulich und greifbar?

Das Besondere daran ist, dass es aus dem echten Leben entsteht. Ich habe es selbst unbewusst immer angewandt und später benannt. Es enthält konkrete Tipps, Reflexionsfragen und Umsetzungsanleitungen – und funktioniert in persönlichen wie allgemeinen Krisen.

Welche Wege des Prinzips geben dir am meisten Halt?

Für mich sind besonders Emotionen zulassen, Optimismus leben und lösungsorientiertes Handeln wichtig. Ich bin ein sehr optimistischer Mensch, sehe das Glas immer halb voll und springe sofort in eine Lösungsfindung.

Caregiver-Syndrom und Mentoring

Was hat es mit dem sogenannten Caregiver-Syndrom auf sich?

Das betrifft Menschen, die aus Liebe andere pflegen und dabei oft ihre eigenen Bedürfnisse vergessen. Es führt zu Erschöpfung und Schuldgefühlen. Ich möchte mit meinen Erfahrungen anderen helfen, sich zu stärken und neue Wege für sich zu finden.

Wenn jemand den Podcast hört und etwas ändern will – womit sollte man anfangen?

Am besten startet man mit meinem Buch oder Hörbuch, kann sich auf meiner Webseite informieren und ein erstes Gespräch mit mir vereinbaren. Über Podcast und Social Media teile ich regelmäßig Mutmacher und Möglichkeiten zum Austausch.

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