„Von der Sicherheit ins Ungewisse zu springen, war das Beste, was mir passieren konnte“ – Interview mit Tobias Milbrandt

Folge: 65

Wie schafft man es, den sicheren Beamtenstatus aufzugeben, um etwas völlig Neues zu wagen? Tobias Milbrandt hat genau diesen Schritt gemacht. Im neuen Interview von „Mehr Mut zum Glück“ erzählt er seine Geschichte – ehrlich, reflektiert und mit inspirierenden Wendepunkten.

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Überblick Interview mit Tobias Milbrandt

Neun Jahre lang arbeitete Tobias als Steuerbeamter. Ein Leben mit stabiler Karriere, festen Strukturen und sicherem Einkommen – aber auch mit wachsender Unzufriedenheit. Schon damals war er am Wochenende als DJ unterwegs, um seiner Kreativität Raum zu geben. Der entscheidende Wendepunkt kam jedoch, als er Vater wurde – und ein Buch alles veränderte.

„Souverän investieren mit Indexfonds“ von Gerd Kommer öffnete ihm die Augen – für Finanzen, Unternehmertum und die Macht des Lesens. Aus reiner Neugier wurde Leidenschaft: Tobias begann, Sachbücher zu verschlingen, gründete einen Instagram-Kanal, startete Podcasts wie „Sach mal“ und „Smartes Buchmarketing“ und machte schließlich seine Begeisterung zur Berufung.​​​

Heute hilft Tobias mit seiner Firma, der kapado GmbH, Verlagen und Autorinnen dabei, Bücher erfolgreich zu vermarkten. Doch diese Entwicklung war kein schneller Aufstieg, sondern das Ergebnis vieler Jahre beharrlicher Arbeit. In der Podcastfolge spricht Tobias offen darüber, warum er keine Kooperationen mehr annimmt, hinter denen er nicht steht, was ihn vom öffentlichen Dienst entfremdet hat – und wieso Lesen seiner Meinung nach die unterschätzteste Form persönlicher Weiterentwicklung ist.

Wer zuhört, merkt schnell: Hier spricht jemand, der Veränderung wirklich gelebt hat. Tobias’ Geschichte zeigt, dass Mut selten bequem beginnt, dafür aber oft erfüllender endet. Bücher waren für ihn kein Fluchtweg, sondern ein Kompass – und genau das möchte er weitergeben.

Diese Folge von „Mehr Mut zum Glück“ ist ein inspirierendes Plädoyer für Neugier, Selbstverantwortung und die Kraft, Dinge einfach auszuprobieren. Tobias Milbrandt beweist eindrucksvoll, dass man sein Leben neu gestalten kann.

Shownotes Tobias Milbrandt

Zusammenfassung des Interviews

Meine Leitung geht heute nach Berlin zu Tobias Milbrandt. Er war früher Steuerbeamter und arbeitet heute als Buchinfluencer. Ja, richtig gehört, der Mann, der einst Paragraphen liebte, der hat jetzt Akten gegen Autoren getauscht. Warum hast du diesen radikalen Tapetenwechsel gewagt, wie verdient man als Buchinfluencer Geld und welche überraschenden Momente passieren dabei?

Hi Daniel, schön, dass ich hier bin. Ja, ich helfe heute vor allem Verlagen und Autoren bei der Vermarktung von Büchern im Sachbuch- und Ratgeberbereich. Das als Buchinfluencer und über meine eigene Firma. Geld verdiene ich dabei zum Teil auch als Buchinfluencer, aber ich suche mir sehr genau aus, für was ich Werbung mache. Viele Anfragen, auch aus dem Finanzbereich, sind für mich nicht authentisch, und ich möchte keine Produkte bewerben, hinter denen ich nicht selbst stehe. Lesungen, die ich veranstalte, lohnen sich finanziell kaum, ich arbeite dabei oft unter Mindestlohnniveau.

Das klingt nach einer sehr realistischen Sicht hinter der vermeintlichen Influencerwelt.

Genau, viele unterschätzen den Aufwand. Bevor ich Geld mit Content verdiente, habe ich viele Jahre tausende unbezahlte Stunden investiert. Geld verdiene ich vor allem mit Workshops und Vorträgen zum Thema Social Media und Instagram. Das macht mir auch Spaß, weil ich Wert für andere sehe.

Du warst ja früher neun Jahre Steuerbeamter. Warum hast du diesen sicheren Beamtenjob damals gewählt?

Ehrlich gesagt, war ich nicht motiviert und auch nicht überzeugt. 2008 war es sehr schwer, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Ich wollte eigentlich in den Veranstaltungsbereich, war aber mit meinem Englischzeugnis abgelehnt. Also blieb mir nur der öffentliche Dienst als Ausbildungsplatz. Meine Eltern waren auch große Fürsprecher des öffentlichen Dienstes. Der Wechsel vom Bau zur Behörde war dann ein großer Gegensatz, von harter körperlicher Arbeit zu einem Bürojob mit sehr viel Freizeit, was ich erst nicht gewohnt war.

Das kann ich gut nachvollziehen, als ehemaliger Mitarbeiter im öffentlicher Dienst habe ich Ähnliches erlebt.

Während ich noch angestellt war, startete ich nebenbei als DJ, was mir Spaß machte und etwas Geld einbrachte. Nach der Geburt meines ersten Kindes habe ich 18 Monate Elternzeit genommen und überlegte, den Job zu kündigen, aber die Pandemie hat dann viele DJ-Aufträge abgesagt. Das brachte mich zum Nachdenken über Alternativen.

Wie kamst du dann zum Thema Bücher und Buchinfluencer?

Das begann ebenfalls mit meinem Kind, ich wollte finanziell vorsorgen, wusste aber mit Geldanlagen nicht viel anzufangen. Dann las ich „Souverän investieren“ von Gerd Kommer und „Rich Dad Poor Dad“. Bis dahin habe ich kaum gelesen, vielleicht zwei Bücher im Jahr. Plötzlich las ich mehrere Bücher pro Woche und wurde in Instagram-Communities aktiv. Dort bekam ich den Impuls, meine Buchrezensionen zu teilen. Daraus entwickelte sich das, was heute mein Beruf ist.

Was rätst du Menschen, die sich schwer tun, Bücher zu lesen, vor allem in Zeiten von TikTok & Co.?

Am besten das Smartphone aus der Sichtweite legen, am besten in einen anderen Raum. Lies Bücher, die dich wirklich interessieren. Die Schulzeit hat vielen das Lesen versaut, weil Pflichtlektüre oft nicht passte. Fang mit kurzen Büchern an und entwickle eine Lesefrequenz, indem du zum Beispiel morgens vor dem Handy kurz liest, nur zwei, drei Seiten. Übe, nicht zurückzuspringen und lese schneller, um weniger abzuschweifen. Hörbücher mit höherer Geschwindigkeit nebenbei helfen ebenfalls.

Wie gehst du mit Büchern um, die dir nicht gefallen?

Mut zum Abbrechen! Ich würde nie ein Buch zu Ende lesen, das mich nicht fesselt. Eine Leseregel besagt, dass man 100 Seiten minus Lebensalter lesen sollte, um zu entscheiden, ob man weitermacht. Ich lese auch mehrere Bücher parallel, um nicht in eine Leseflaute zu geraten. Man muss nicht jedes Kapitel lesen, sondern kann irrelevante Teile überspringen.

Das klingt sehr pragmatisch. Du hast ja selbst ein Buch geschrieben. Was war die Idee dahinter?

Die Idee kam von meinem Co-Autor, weil ich ja andere motiviere und zeige, wie Lesen das Leben verändern kann. Es gibt viele Zusammenfassungen und Speed-Reading-Bücher, aber das nimmt nicht die Tiefe eines Buches weg.

Ein Buch hat so viel Erfahrung und Wissen, oft jahrzehntelanges Arbeiten eines Autors. Man zahlt 20-30 Euro dafür, was im Vergleich zu anderen Ausgaben günstig ist. Bibliotheken sind auch ein toller Zugang zu Büchern. Für mich sind Bücher keine schnelle Nahrung, sondern die Hauptmahlzeit des Wissens, im Gegensatz zu Social Media, das eher Fastfood ist.

Wie beeinflusst KI das Thema Lesen und Content?

KI ist spannend und ich glaube, sie wird viel Gutes bringen. Es gibt auch negative Seiten, z.B. Scam-Versuche mit KI-Inhalten auf Social Media, aber das ist wie bei allem die Schattenseite. Wichtig ist, Lösungen zu finden und nicht zu meckern. Auf YouTube wird schon geregelt, dass KI-generierte Videos nicht monetarisiert werden. KI hat viele positive Potenziale, gerade wenn man sie klug nutzt.

Was hat dich letztlich dazu bewogen, den Beamtenstatus komplett aufzugeben?

Es waren mehrere Gründe: Elternzeit hat mir gezeigt, dass man flexibler sein kann. Ich bin nur noch in Teilzeit gearbeitet und parallel viel nebenbei aktiv gewesen. Der Druck durch die Rückkehr ins Büro nach Homeoffice-Zeiten und die fehlende Freiheit waren entscheidend. Meine Freundin hat mich ermutigt, den sicheren Job aufzugeben. Elternzeit erlaubt es Beamten, Nebentätigkeiten ohne Nachweis auszuüben, was mir den Übergang erleichterte. Und ich wollte mich voll auf meine Unternehmeraktivitäten konzentrieren. Es gab keine Möglichkeit, so etwas vorher zu testen, nur entweder oder.

Wie war der Weg danach?

Ich habe Endes April 2024 den Beamtenstatus abgelegt, danach habe ich eine GmbH mit Partnern gegründet, um Buchmarketing und Lesungen professionell zu organisieren. Es gab viele bürokratische Hürden und Umzüge, aber mit Bauchgefühl und dem Glauben an positive Dinge ging es voran. Ich arbeite nun mit vielen Menschen zusammen, die mich spannendenkreisen früher bewundert habe. Dieses Vertrauen in den eigenen Weg hat mir geholfen, auch Risiken einzugehen.

Was sind deine Ziele für die nächsten Jahre?

Ich hatte früher ein klares Finanzziel, bis 40 ausgesorgt zu haben. Mittlerweile geht es mir viel mehr darum, dass mich meine Tätigkeit erfüllt. Ich will mehr Menschen zum Lesen motivieren. Gesundheit und Familie sind mir sehr wichtig geworden. Persönlich will ich vielleicht mal einen Marathon laufen, um meine Komfortzone zu testen. Große Ziele setze ich momentan nicht, ich bin glücklich und zufrieden so wie es ist.​

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