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Überblick Interview mit Markus Steiner
Ich bin frisch zurück aus der Sommerpause und habe ein besonderes Interview für euch. In den letzten Jahren bin ich vielen Menschen begegnet, die mutig ihren eigenen Weg gehen — sei es durch Sabbaticals, Neuanfänge oder ungewöhnliche Reisen.
Diese Episode dreht sich um genau das: Freiheit, Neugier und den Mut, Erwartungen zu sprengen. Mein Gast ist Markus Steiner. Vor über zehn Jahren hat er das „normale“ Leben an den Nagel gehängt. Seitdem reist er um die Welt, schreibt über seine Erfahrungen und lebt seinen Traum von Selbstbestimmtheit — ohne Karriereleiter, ohne festen Wohnsitz.
Wir reden darüber, wie Markus seinen Platz in der Welt gefunden hat, warum Lissabon für ihn zur Wahlheimat wurde, welche Eindrücke und Prüfungen ihn in Indien und am Himalaya geprägt haben und was Freiheit für ihn heute wirklich bedeutet. Außerdem verrät Markus, wie er vom Schreiben und Reisen leben kann.
Wenn ihr Lust auf Inspiration, Mutmacher-Geschichten und praktische Einsichten für den eigenen Alltag habt, dann ist diese Folge genau richtig. Markus teilt persönliche Einblicke, konkrete Tipps und zeigt: Manchmal führt der Weg zurück zu sich selbst genau durch das, was man zurücklässt.
Shownotes
- Zur Webseite von Markus Steiner
- Zum Newsletter von Markus
- Zur Instagram-Seite von Markus
- Zum Buch „Weltherz“*
- Zum Buch „Odysee nach Westafrika“*
Zusammenfassung des Interviews
Was bedeutet dir persönlich Glück?
Ich habe aufgehört, aktiv nach Glück zu suchen, weil es sehr flüchtig ist – wie Sand, der durch die Finger rinnt. Was ich wirklich suche, ist Freiheit: ein tiefes Gefühl von innerem Frieden und Verbundenheit mit mir selbst und der Welt. Freiheit spüre ich, wenn ich ganz präsent bin und im Einklang mit meinen Bedürfnissen und Werten lebe. Für mich ist Freiheit eine stille Form von Glück. Geld steigert das Glück nur bis zu einem gewissen Punkt; für mich sind vor allem Reisen und Schreiben Quellen von Freiheit und damit von Glück.
Was fasziniert dich an Portugal und Lissabon als Lebensort?
Lissabon ist für mich kein klassisches Großstadtleben, sondern eher ein Dorf am Meer. Ich schwimme fast täglich im Atlantik, das hält mich präsent. Die Stadt lebt von Improvisation, es gibt keinen festen Plan, was mich wach und neugierig hält. Die Menschen sind warmherzig und nicht auf Effizienz getrimmt. Hier kann ich atmen statt nur funktionieren, und deshalb fühle ich mich hier zuhause.
Wie verlief deine Zeit nach dem Abitur?
Nach dem Abitur war Nirvana eine prägende Inspiration. Ich machte Zivildienst in Bremen, fühlte mich dort aber eingeengt, wollte mehr von der Welt sehen. Deshalb reiste ich als Au-pair nach Amerika und entdeckte Bukowski, der mir zeigte, dass es andere Lebensentwürfe gibt – ungefiltert und ehrlich. Zurück in Deutschland machte ich eine Bankausbildung und studierte Marketing, arbeitete etwa zehn Jahre in diesem Bereich.
Wann hast du dich entschieden, das „normale“ Leben hinter dir zu lassen?
Mit 37 merkte ich, dass ich nicht mehr so weiterleben wollte: das ständige Funktionieren und Deadlines abarbeiten. Ich wollte echte Freiheit – selbstbestimmt über meine Zeit entscheiden und nur das tun, was ich wirklich will. Ich erkannte, dass Bequemlichkeit oft fälschlich mit Freiheit verwechselt wird.
Wie finanzierst du deine Reisen und dein Leben im Ausland?
Ich hatte Ersparnisse, mit denen ich längere Reisen finanzieren konnte. Reisen und Schreiben waren meine Leidenschaften. Anfangs schrieb ich für Blogs und kleinere Plattformen, daraus entwickelten sich Artikel und Reportagen, die mir Einkommen brachten. In München entdeckte ich Reiseliteratur, die mir Mut gemacht hat, frei und neugierig zu reisen und zu schreiben.
Wie hast du deinen Start in Indien erlebt, gerade als du krank wurdest?
Indien hat mich mit allen Sinnen überwältigt. Ich wurde krank, was sehr herausfordernd war. Ein besonderer Moment war die Begegnung mit einem blinden Bettler, der meinen inneren Kummer spürte – das zeigte mir die tiefe Verbindung zwischen Menschen selbst im Chaos. Indien lehrte mich, dass Licht und Schatten zum Leben gehören und alles auf die Perspektive ankommt.
War die Wanderung zum Mount Everest Base Camp ein Kindheitstraum?
Nein, das war keine lange geplante Sache. Ein Freund erzählte begeistert davon, und ich entschied spontan, es auszuprobieren. Es war die einzige geplante Station meiner Reise und Ausdruck meiner Lust auf Abenteuer ohne genaue Ziele.
Wie hast du die Höhenkrankheit erlebt?
Ich bekam schnell Symptome wie Schwindel und Kopfschmerzen, was mich zwang, langsamer zu gehen und auf meinen Körper zu hören. Ich lernte viel über Achtsamkeit, Langsamkeit und Loslassen – sogar darauf zu vertrauen, dass es okay ist, das Ziel nicht zu erreichen.
Was hast du aus Japan mitgenommen?
Japan beeindruckte mich durch extreme Höflichkeit, Respekt und Rücksichtnahme im Alltag. Tokio fühlte sich futuristisch an, aber zugleich still und geordnet. Diese Mischung aus Perfektion und Zurückhaltung hat mich fasziniert. Gleichzeitig spürte ich auch eine gewisse Einsamkeit und Konformität in der Gesellschaft.
Warum endet deine erste große Reise in Lissabon?
Weil ich im Winter nicht zurück nach Deutschland wollte. Ein Freund lebte dort, ich wollte ihn besuchen – blieb dann aber länger, weil mir das Tempo und die Atmosphäre der Stadt sehr gut gefielen.
Was hast du danach gemacht?
Ich war kurz in Deutschland zum Organisieren, doch Lissabon wurde mein Hauptbezugspunkt. Von dort aus unternahm ich weitere Reisen nach Afrika und Marokko. Die Stadt wurde meine Art Zuhause.
Kannst du von deiner Arbeit als Autor leben?
Ja, einige Zeit gut durch Artikel, Bücher und Lesungen – auch wenn der Markt schwieriger wird. Während der Pandemie habe ich zusätzlich ein Tourismus-Business gestartet. Schreiben bleibt meine Leidenschaft; ich plane weitere Bücher und Reisen.
Welche Eindrücke hast du von Westafrika?
Westafrika ist voller Energie und Aufbruchsstimmung, aber auch geprägt von Herausforderungen wie politischer Instabilität und Perspektivlosigkeit. Ich traf viele junge Menschen, die Chancen suchen oder wegwollen – oft wegen Problemen, die auch bei uns ihren Ursprung haben.
Wie wirkt sich die chinesische Präsenz in Afrika aus?
China investiert viel in Infrastruktur gegen Rohstoffe – das ist für mich eine neue Form von Kolonialismus. Die lokale Bevölkerung profitiert wenig; oft bleiben Arbeitsplätze und Know-how bei den Chinesen. Das schafft neue Abhängigkeiten statt fairer Partnerschaften.
Hast du Sehnsucht nach einem klassischen Leben?
Nein, ich bin sehr zufrieden mit meinem Weg. Ich schätze die Freiheit zu reisen und von überall arbeiten zu können.
Was bedeutet Heimat für dich?
Heimat ist für mich Bremen als Herkunftsort mit Familie und Freunden. Doch Heimat ist für mich nicht nur ein Ort; es ist mehr das Gefühl, gesehen zu werden und bei sich selbst sein zu können.
Welche Rolle spielt Rockmusik für dich?
Rockmusik kam später in mein Leben; sie war mein Einstieg in alternative Musik wie Nirvana oder Pearl Jam. Ich habe sogar Schlagzeugunterricht genommen – Musik fasziniert mich als handgemachte Kunst.
Wie definierst du Mut?
Mut bedeutet für mich, Angst anzuschauen und trotzdem loszugehen – ins Unbekannte aufzubrechen ohne Sicherheit zu haben. Reisen hat mir viel Mut abverlangt; es macht mich lebendig und lässt mich wachsen.
Wie stehst du zur Künstlichen Intelligenz beim Schreiben?
Ich liebe den kreativen Prozess des Schreibens. KI kann Texte effizient erstellen, aber sie ersetzt nicht die Freude am Schaffen oder das persönliche Erleben beim Schreiben.
Was hältst du von Karriere?
Karriere war nie mein Ziel. Für mich zählen Leidenschaft und Sinnhaftigkeit mehr als Status oder Aufstieg.
Was sind deine Zukunftspläne?
Ich will weiterschreiben und reisen sowie neue Projekte ausprobieren. Istanbul steht als nächster möglicher Ort auf meiner Liste. Ich bleibe offen für Neues.
So lebe ich meinen Weg: mutig loszuziehen, Freiheit zu suchen und Bequemlichkeit hinter mir zu lassen.